Woher bekomme ich 3D-Content?

Jörg Viola
Jörg Viola
Lesedauer: 4 Minuten

Was ist 3D-Content?

Unter Content im 3D Bereich versteht man alle Daten, die benötigt werden, um Ihre Produkte dreidimensional darzustellen.

Das spannende an 3D-Content ist, das er nur einmal erstellt werden muss und dann in vielen Kanälen ausgespielt werden kann:

  • als anschauliche 3D-Darstellung auf Ihrer Webseite (ein bisschen wie diese 360°-Bilderm, nur schöner)
  • auf Smartphones und Tablets als Augmented Reality-Erlebnis
  • als künstliches Foto (Rendering) auf der Webseite oder auch in der Print-Kommunikation.
  • als Angebot in 3D-Marktplatz-Plattformen oder zum Herunterladen, z.B. für Innen-Architekten

Noch spannender ist, dass 3D-Content oft in Ihrem Unternehmen schon vorhanden ist - aus Sicht des Marketing ein schlummernder Schatz.

Was genau versteht man unter 3D-Content?

Da sind zunächst und vor allem 3D-Modelle zu nennen. 3D-Modelle liegen als Dateien vor (ähnlich Bilder). Ihre Inhalte können Sie nicht direkt lesen, sondern Sie brauchen spezielle Programme, um die 3D-Modelle ansehen zu können. Inhaltlich besteht ein 3D-Modell aus einem oder mehreren Objekten, z.B. einer Teekanne. Zur jedem Objekt gibt es zwei Informationen:

  1. Welche Form hat das Objekt? In den 3D-Formaten, die für das Web geeignet sind, wird die Oberfläche des Objektes durch Dreiecke angenähert. Viele Dreiecke: Genaue Abbildung, große Datei. Der Experte sagt: High-Poly. Wenige Dreiecke: Grobe Abbildung, kleine Datei. Der Experte sagt: Low-Poly. Das verhält sich ein wenig, wie der Kompressionsgrad bei JPG-Bildern.
  1. Wie sieht das Objekt aus, aus welchem Material ist es? Das ist ein weites Feld, im Web-Umfeld setzt sich aber gerade eine bestimnmte Art durch, Materialien zu beschreiben (für die Experten: PBR). Um Oberflächen realistisch darzustellen, ein Holz etwa, werden dabei sog. Texturen benutzt, die letzte Art von 3D-Content. Texturen sind schlicht Bilder, die die Oberfläche darstellen, z.B. eine Bild einer Holzoberfläche.

Dieses Bild wird dann rechnerisch auf die Dreiecke der Oberfläche verteilt und es entsteht der Eindruck eines realen Objektes.

Ein solches 3D-Modell, wenn es optimiert und Low-Poly (s.o.) ist, kann in einem Shop oder auf einer Webseite direkt angezeigt werden und von dort auch direkt in Augmented Reality angesehen werden.

Man kann es aber auch mit einer speziellen Software in ein Bild um wandeln. Dazu wird es in eine Umgebung gestellt und beleuchtet. Genau wie in einem Photostudio, nur virtuell. Und dann "fotographiert". In diesem Fall heisst das, gerendert. Das braucht einen Moment, dann kommt ein sehr hochwertiges Bild heraus, dass sich kaum von Fotos unterscheiden lässt.

Was sind denn diese Formate?

Ähnlich, wie es bei Bildern PNG und JPG und noch eine Reihe anderer Formate gibt, gibt es leider auch in der 3D-Welt keine Einigkeit, wie 3D-Content am besten in eine Datei gepackt wird. Jedes Bearbeitungs-Programm hat sein eigenes Format:

Aus dem CAD-Bereich sind eher Formate wie STEP, IGES, DRW bekannt. Aus dem Rendering kennt man eher 3DS oder blend, hier hat jedes Tool sein eigenes Format.

Schon früh wurden daher Austauschformate definiert, die einfach zu lesen und zu schreiben sind und für die Ex- un Importfunktionen in den Programmen bereit stehen. Das waren zunächst OBJ und DAE.

In letzter Zeit etabliert sich, zumindest im Web-Umfeld GLB als Standard (das Format heisst tatsächlich GlTF, die Dateiendung ist meistens GLB). Die meisten Programme können dieses Format lesen und schreiben.

Ich hab schon Modelle, kann man die nutzen?

Sehr oft liegen Modelle im Unternehmen bereits vor.

Manchmal entstehen Sie bereits beim Produktdesign, wenn neue Designideen vor Produktion schon einmal getestet werden sollen. Oft werden dann bereits Renderings gemacht.

Bei technischen Produkten liegen in der Konstruktionsabteilung ziemlich sicher CAD-Modelle. Diese Modelle betonen zwar oft den Form-Aspekt und enthalten keine Materialien. Ausserdem sind sie oft viel zu detailliert für die Darstellung im Web und sollen auch auf keinen Fall nach aussen gegeben werden. Sie können aber gut als Ausgangspunkt dienen.

Und manchmal ist das Marketing schon eng vertraut mit den 3D-Abläufen, weil längst Renderings benutzt werden.

Kann man nicht einfach scannen?

Die Frage ist natürlich naheliegend. Schliesslich fotografiert man Produkte ja auch, um ein Bild zu erhalten. Kann man nicht einfach ein "3D-Bild" eines Produktes machen.

Die Antwort lautet: Ja, aber...

Es ist leider aufwändiger als man denkt. Grundsätzlich wird ein Scan umso besser, je weniger feine Details das Modell enthält. Der Kotflügel eines Porsche ist also viel einfacher zu scannen als der Kragen eines Pelzmantels.

Es gibt heute schon Apps, mit denen man mit modernen Smartphones einfache Scans vornehmen kann. Seit Apple in seine Spitzenmodelle den sog. LiDAR-Sensor einbaut, sind das sogar echte Scans und nicht mehr photogrammetrische Annäherungen.

Man kann das mit Apps wie Polycam ausprobieren. Der Erkenntnisgewinn ist aber eigentlich nur, dass 3D-Scans etwas für Profis sind. Wie etwa die hier: https://scanblue.com/de/, die interessante Preise für professionelle 3D-Scans bieten.

Wie komme ich an ein Modell?

Wenn keine Modelle vorliegen, ist oft die manuelle Modellierung der letzte Weg.

Dazu sind gute Fotos des Produktes aus verschiedenen Blickwinkeln nötig - je mehr desto besser. Und Skizzen mit eingezeichneten Maßen, damit das Modell maßstabgerecht erzeugt werden kann.

Die Materialmodellierung ist dann ein eigenes Thema, dass bei höheren Ansprüchen durchaus einige Feedback-Zyklen brauchen kann. Auch übrigens, weil das Aussehen des Materials auch immer von der Beleuchtung und damit vom angepeilten Einsatzszenario abhängt.